Beutel-Historie

Warum DEDERON?

„Brauchen Sie eine Tüte?“ –, das wird man heute eher selten gefragt. Einkäufe landen meist ganz automatisch in einer Kunststofftüte.
In der DDR, im Land von Plaste und Elaste, gab es keine Plastiktüten. Es gab Stoffbeutel. Und ein paar davon musste man immer dabei haben, falls irgendwo unverhofft etwas zu kaufen war. Die nützlichen Tragehilfen tragen seitdem den schönen Namen „Falls-Beutel“.

Das Beutel-Material ist eine Erfindung der Chemiefaser-Industrie der DDR und kam Ende der Fünfziger Jahre auf den Markt. Die chemische Zusammensetzung entsprach dem amerikanischen Perlon. Da sich der Name Perlon urheberrechtlich und weltanschaulich verbot, wurde aus dem DDR-Perlon das gutsozialistische DEDERON.

Als „Faden vollendeter Verlässlichkeit“ wurde Dederon gepriesen, langlebig sei das Material, einfach zu pflegen und wiege wenig. Kein Wunder: Der Beutel aus Dederon wurde ein glatter Erfolg. (Dabei waren die Beutel eigentlich ein Abfallprodukt aus den Resten von Kittelschürzen-Zuschnitten.) Dass im Jahr 15 nach der Wende noch Original-Beutel im Umlauf sind, zeigt, wie langlebig Dederon wirklich ist.

In Westdeutschland war der Dederon-Beutel weitgehend unbekannt. Hatte man allerdings als Westler Verwandtschaft „drüben“, fand man in den Best-of-Zone-Paketen gern auch mal einen schön schräg bemusterten Beutel.

Melanie Thamm, Kunsthistorikerin, zog 2000 von Niedersachsen nach Berlin. Ihr fielen diese exotischen, oft von älteren Damen getragenen Beutel.
Niemand aber wollte Auskunft geben über die Herkunft des Behältnisses. Seine Benutzer flohen bei Nachfrage oder trugen Desinteresse zur Schau – „Wieso? Das ist doch nur ein Beutel.“

Die Idee, einen eigenen Beutel aus Dederon zu fertigen, kam Melanie Thamm 2001. Das einzig mögliche Trägermaterial für eine Taschenapplikation („Shop dich schön“), so schien ihr, war Dederon. Es folgten weitere Beutelentwürfe. Mittlerweile ist daraus eine ganze Kollektion entstanden. Wichtig dabei: dass das Prinzip „Beutel“ durchgehalten wird. Es geht nach wie vor darum, eine praktische Tragehilfe zu schaffen. Also eine Tasche, die als Zusatztasche bei Bedarf zum Einsatz kommt, aber auch solo funktioniert.

Im Gegensatz zum Ursprungsbeutel und dem West-Entwurf Jutetasche hat der moderne, von Melanie Thamm entworfene Dederon-Beutel durch ein aufwendigeres, zeitgemäßes Design. Bunt oder unifarben, mädchenhaft-verspielt mit Rüschen oder sportlich-schlicht.

Berlin gibt dazu den passenden Rahmen und verhilft einem neu designten verdienten Ostprodukt zum Comeback – und einem Release im Westen.
Der Dederon-Beutel ist schick und langlebig, er ist die bessere Alternative zu Dutzenden von Plastiktüten. Deshalb kann ein Beutel-Träger die Frage „Brauchen Sie eine Tüte“ entschieden verneinen.

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